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Bericht über die Internationale Jugendwoche in Dietenheim

 
"Klangfarben der Berge"


Bericht über die internationale Jugendbegegnungswoche der katholischen Blindenorganisationen im deutschsprachigen Raum vom 08.07. bis 15.07.2017 in Südtirol

Von Nina Odenius

Seit vielen Jahren findet die internationale Jugendbegegnungswoche der katholischen Blindenorganisationen statt. Dabei treffen sich einmal im Jahr junge blinde und sehbehinderte Menschen sowie sehende Teilnehmer im Alter von 16 bis 35 Jahren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol in jeweils einem der vier Länder.
Dieses Jahr war Südtirol an der Reihe. Als Tagungsort wurde das Städtchen Dietenheim in der Nähe der malerischen Kleinstadt Bruneck im Pustertal gewählt. Die Teilnehmer waren in der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung untergebracht. Das Haus verfügte über großzügige Zimmer, einen großen Garten mit reichhaltigem Gemüseanbau. Außerdem standen ein Tagungsraum und ein Aufenthaltsraum für die Teilnehmer zur Verfügung. Zudem wurde den Gästen ein reichhaltiges Buffet mit mediterranen Speisen geboten.

Die diesjährige internationale Jugendbegegnungswoche begann am 08. Juli. Die Teilnehmer reisten am späten Nachmittag an und wurden vom Organisationsteam Südtirol am Bahnhof abgeholt. Nach dem Abendessen begann ab 20:30 Uhr der erste Programmpunkt: Die Teilnehmer stellten sich in einem Kennenlernspiel einander vor. Im Verlauf des Spiels entstand der erste persönliche Austausch und neue Kontakte wurden geknüpft.
Das Motto der Woche lautete dieses Mal „Klangfarben der Berge“ und die Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten auf vielfältige Art und Weise die Möglichkeit in Südtirol die verschiedenen Klangfarben der Berge zu entdecken.

Am Sonntagmorgen fand die heilige Messe in Bruneck statt, die die Teilnehmer der Jugendwoche mitgestaltet hatten. Die Lesung sowie die Für-Bitten wurden von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorgetragen. Nach Mittagessen und Hausführung durch die Tagungsstätte konnten die Teilnehmer handwerklich aktiv werden. Aus verschiedenen Hölzern wurden Xylophone und Regenrohre gebastelt und farbenreich verziert. Außerdem konnten Trommeln und Rasseln angefertigt werden. Das Basteln und Ausprobieren der verschiedenen Instrumente und deren Klänge machte allen großen Spaß. Viel Kreativität war hier beim Aussuchen der Klanghölzer der Xylophone sowie beim Auswählen des am besten geeignetsten Füllmaterials der Regenrohre gefragt. Neben Reis und kleinen Steinchen erzeugte das Einschlagen von Nägeln in das Regenrohr einen ganz besonderen Klang. Bei den Xylophonen kam es sowohl auf die Länge der Klanghölzer, aber auch auf die Art des Holzes an. Entscheidend war, aus welchem Teil des Baumes das Holz entstammte. Länge und Art des Holzstabes definierten die Höhe des erzeugten Tons. Nach Fertigstellung der handwerklichen Tätigkeiten konnten die Klangfarben der verschiedenen Instrumente im Zusammenspiel erlebt werden.

Am Montag teilte sich die Gruppe von 30 Teilnehmern in vier Kleingruppen auf. Jede Gruppe besuchte einen Bauernhof und bekam die Möglichkeit, etwas über die Landwirtschaft im Pustertal zu lernen. In den jeweiligen Hofläden erstanden die Gäste viele regionale Produkte. Am Nachmittag fand in Dietenheim eine Verkostung der verschiedenen Produkte statt, sodass jeder Teilnehmer alle Produkte probieren konnte. Es gab zum Beispiel Marmeladen und Brotaufstriche, verschiedene Käse- und Wurstsorten sowie Bienenhonig und diverse Schnäpse und Liköre. Die Verkostung bereitete allen Beteiligten große Freude und sorgte für viele bekannte, aber auch neue und interessante Geschmacks- und Geruchserlebnisse. Von Montag bis Donnerstag wurde am Abend von jedem der vier Teilnehmerländer ein Abendlob gestaltet. Jedes Abendlob stand unter einem anderen Motto.

Am Dienstagmorgen wurde das Tanzbein geschwungen. Der Workshopleiter Hannes Holzmann stellte sowohl klassische Tänze wie Walzer und Discofox, aber auch traditionelle südtiroler Volkstänze vor.
Am Nachmittag fand eine Wanderung zur Drei Schuster Hütte statt. Für einige aus dem Flachland stammende Teilnehmer war diese Bergwanderung eine sehr interessante und völlig neue Erfahrung. Nach einem mehr oder weniger steilen Aufstieg konnten sich alle, auf der Hütte angekommen, stärken und die Aussicht sowie die Klänge der Berge genießen. Vor allem das Läuten der Kuhglocken war ein uns auf den Bergen ständig begleitender Klang.

Am Mittwoch wartete bereits der nächste aktive Programmpunkt auf die Besucher der Jugendbegegnungswoche. Schon früh am Morgen ging es für die meisten Teilnehmer in den Hochseilgarten Kronaction nach Issing. Für viele Teilnehmer war es der erste Besuch eines Klettergartens und entsprechend groß war die Vorfreude, aber auch die Aufregung. Die Mitarbeiter des Klettergartens wiesen die Gäste zuerst in das Sicherungssystem aus Gurten, Seilen und Karabinerhaken bestehend, ein. Es ist beim Klettern besonders wichtig, dass man das Einhängen der Karabinerhaken in die Kletterseile genau befolgt. Zudem ist der Schutz des Kopfes durch einen Helm erforderlich. Hat man die Regeln der Sicherung aber einmal verstanden und wendet sie richtig an, kann das Klettererlebnis in schwindelnder Höhe beginnen. Es gab verschiedene Seile und Sprossenleitern zum Klettern und Baumstämme zum Balancieren, um nur einige Attraktionen des Hochseilgartens Kronaction zu nennen.
Die Teilnehmer der Jugendwoche, die sich nicht in luftige Höhen begeben wollten, besuchten derweil die Produktion von Naturkosmetik, Kräuterprodukten und ätherischen Ölen in Bergila. Dort wurde ihnen der Einblick in die Herstellung und Destillation zur Gewinnung von Ölen wie zum Beispiel Latschenöl gewährt. Auch ein Fußbad mit Latschenkiefer war möglich und diente als wohltuende Entspannung für Körper und Geist.
Am Mittag traf sich die gesamte Gruppe am Issinger Weiher wieder. Dort konnte man auf einer großen Wiese Picknick machen, im naturbelassenen See schwimmen oder einfach die Sonne genießen und sich erholen. Am Nachmittag bestand für die Klettergartengruppe die Möglichkeit, ebenfalls eine Führung in Bergila zu erhalten und etwas über die Herstellung von Naturkosmetik etc. zu erfahren. Am späten Nachmittag ging es dann wieder zurück nach Dietenheim.

Der Donnerstag begann mit einem Morgenlob der deutschen Gruppe. Nachdem alle den Tag mit Gesang und ausgewählten Bibeltexten begrüßt hatten, machte sich die Gruppe daran Berggeschichten zu vertonen. Dabei wurde die Gruppe wieder in vier Kleingruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt ein Thema, zu dem sie eine Berggeschichte erfinden sollte. Zur Auswahl standen Themen wie beispielsweise bäuerliches Leben in den Bergen oder die vier Jahreszeiten. Jede Gruppe setzte ihr Thema auf andere Art und Weise um. Es gab Berggeschichten mit Text und instrumentaler oder gesanglicher Untermalung, aber auch Berggeschichten, die fast ausschließlich musikalisch gestaltet wurden und nahezu ohne Text auskamen. Der Kreativität waren hier keine Grenzen gesetzt und die selbst gebastelten Instrumente kamen vollends zum Einsatz. Am Nachmittag brach man zu einer Stadtführung nach Bruneck auf. Diese Kleinstadt mit circa 17.000 Einwohnern verfügt über einen historischen Stadtkern und ist von einem Fluss begrenzt. Die malerische Innenstadt lädt zum Bummeln und Verweilen ein.
Wieder in Dietenheim stand ein Grillabend mit viel Gesang und Lagerfeuer an. Viele Teilnehmer spielten Instrumente oder sangen Lieder. Der Abend glich einem kleinen Konzert und es war erstaunlich, wie viele musikalische Talente die diesjährige internationale Jugendbegegnungswoche aufweisen konnte. Der Gesang und das fröhliche Beisammensein wurden am Lagerfeuer bis spät in die Nacht fortgesetzt.

Am Freitagmorgen erhielt die Gruppe Besuch von der Bergrettung. Die Bergretter erzählten von ihren Erfahrungen beim Retten von Personen aus Notsituationen und auch von den nicht zu unterschätzenden psychischen Belastungen, die diese von ihnen ehrenamtlich und mit viel Herzblut ausgeführte Tätigkeit mit sich bringt. Außerdem bekamen die Teilnehmer der Jugendbegegnungswoche die Möglichkeit, einige Gerätschaften, die die Bergretter in ihrem wichtigen Ehrenamt verwenden, anzufassen und auszuprobieren. Für viel Begeisterung sorgte der mitgebrachte Suchhund. Der Hundeführer zeigte den Teilnehmern anhand von kleinen Übungen, wie geschickt und gekonnt der Hund vermisste Personen aufspürt.
Am Nachmittag stand der Besuch des Volkskundemuseums in Dietenheim auf dem Programm. Hier erfuhren die Teilnehmer vieles über das bäuerliche Leben in Südtirol in den vergangenen Jahrhunderten. Im Anschluss an die Führung fand in der Kapelle des Volkskundemuseums eine von den Teilnehmern der Jugendbegegnungswoche selbst gestaltete Messe statt. Diese Abschlussmesse wurde vom Dekan Andreas Seehauser geleitet. Bibeltexte und Lieder waren zuvor von den Teilnehmern ausgewählt und vorbereitet worden. Der letzte Abend in Dietenheim wurde in netter Runde und mit viel Gesang zur Gänze ausgekostet.

Am Samstagvormittag machten sich alle Teilnehmer nach einer spannenden und abwechslungsreichen Woche wieder auf die Heimreise.
Ein besonderer Dank gilt dem gesamten südtiroler Organisationsteam, das die diesjährige internationale Jugendbegegnungswoche vorbereitet hat. Das Programm war vielfältig und die Teilnehmer konnten viele neue Eindrücke sammeln und interessante Erfahrungen machen. Trotz des straffen Programms blieb genug Zeit für die Vernetzung und den Austausch zwischen den Teilnehmern der vier Länder.
Außerdem gilt ein herzlicher Dank den Mitarbeitern des Hochseilgartens Kronaction, die sich die Zeit genommen haben, blinde und sehbehinderte Menschen in die Geheimnisse des Kletterns einzuführen und immer für Rückfragen bereit standen.

Die nächste internationale Jugendbegegnungswoche wird im Juli 2018 in der Nähe von Berchtesgaden stattfinden und wird von Deutschland organisiert.

Trommeln basteln
Magali und Veronika
Besuch von Alpe Pragas
Im Stall vom Lechnerhof
Volkstanz
Begleitung einmal anders
Unsere Klettergruppe
Klettergarten Kronaction
Beim Issinger Weiher
Abendlob
Open Air
Am Lagerfeuer
Berggeschichten vertonen
Nina, Romina, Ivan
Bergretter Hansi mit Jeanette, Emanuel, Martin
Bergretter Heinrich mit Nelly
mit Bergretterin Sonja
Gruppenübung mit Heinrich und Hund Nelly
Gruppenfoto
 

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