„Almen, Seen, Panoramawege mit einem Schuss guter Bergluft“ – unter diesem Motto hat das Blindenzentrum St. Raphael in Bozen auch heuer wieder Gäste aus nah und fern zu einer Bergwanderwoche eingeladen. Vom 08. bis 15. Juli folgten acht Gäste aus Deutschland der Einladung und kamen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bozen. Auf dem Programm standen drei Ganztagestouren und zwei Halbtageswanderungen.
Bereits bei der Ausschreibung wurde angemerkt, dass die maximale Wegstrecke pro Wanderung 12 km und der maximale Höhenunterschied 600 m beträgt. Dies ermöglichte, dass alle Teilnehmer die Wanderungen ohne Probleme bewerkstelligen konnten.
Die Woche sollte einerseits eine Möglichkeit der Begegnung sein und andererseits das Wandern in den Südtiroler Bergen kennenlernen/genießen/in den Mittelpunkt stellen.
Am Samstag kam es für einige Gäste zu einer turbulenten Anreise, aber bis zum Abend hatten alle das Blindenzentrum erreicht. Mit einer Hausrunde und einer kurzen Vorstellrunde starteten wir die Woche.
Am Sonntag nachmittag wurde das Programm vorgestellt und danach erfrischten wir uns mit einem Eiskaffee auf der Terrasse bei sommerlichen Temperaturen. Gestärkt spazierten wir durch den hauseigenen Park, ertasteten die ersten Tomaten im Garten, pflückten die frischen Mirabellen vom Baum und kosteten sie.
Die erste Ganztagestour fand am Montag statt. Mit dem Bus und einem Auto fuhren wir die kurvige Straße nach Jenesien auf den Tschögglberg rauf. Bei einem leichten Aufstieg auf einer Forststraße und einem schmaleren Weg durch den Wald genossen wir den Duft des Waldes, sogar die ersten Pfifferlinge fanden wir und konnten daran riechen. Um zu unserem Ziel „Stoanerne Mandln“ zu kommen, wanderten wir das letzte Stück steil aufwärts. Eine Herausforderung für uns alle war das Durchqueren einer riesigen Kuh- und Pferdeschar. Einige von den Teilnehmer*innen trauten sich, die Pferde auch zu streicheln und ein Schnappschussfoto zu machen. Mit großer Freude erreichten wir das Ziel und aßen dort auf 2.000 Höhenmetern unsere Lunchpakete. Rückwärts machten wir einen Umweg und kehrten beim Lanzenschuster ein. Nach 15,5 km waren wir erschöpft, aber glücklich. Die sportlichen Begleitpersonen gingen zu den Fahrzeugen und holten uns sonach alle dort ab.
Am Dienstagvormittag nahmen einige Gäste die Hilfsmittelberatung bei Linda in Anspruch und die anderen Gäste genossen die freie Zeit. Nachmittags ging es ins Sarntal zum Durnholzer See. Wir machten einen Spaziergang rund um den See und die Tapferen unter uns hoben ihre Füße ins eiskalte Wasser. Bei der Rückfahrt nach Bozen machten wir Halt im Dorf Sarnthein und erfrischten uns bei einem Getränk in einem typischen Dorfgasthaus.
Für Mittwoch waren die Wetterprognosen nicht gut und am Morgen regnete es stark. Nichtsdestotrotz wagten wir den Start und fuhren direkt zu der Schönrastalm auf dem Regglberg. Wir begannen den Tag mit leckeren Süßspeisen: Kaiserschmarrn und Ribl. Ribl wird mit Buchweizenmehl gemacht und wird ähnlich wie der Kaiserschmarrn zubereitet. Wir hatten Glück und in der Zwischenzeit hörte es auf zu regnen und wir konnten die Wanderung angehen. Über einen Forstweg durch Wald und Wiesen gingen wir bergaufwärts bis unter das Weißhorn. Neben vielen Kühen, die sich dort ausruhten, machten wir die erste Pause und genossen die Bergluft. Von dort aus konnte man die Bletterbach-Schlucht wahrnehmen, welche ein UNESCO-Weltnaturerbe ist. Auf dem Rückweg marschierten wir bei der Neuhüttalm vorbei und einige von uns genossen noch einen Kuchen. Trotz Zweifel aufgrund des Wetters wanderten wir 13,5 km und es war ein gelungener Tag bei angenehmen Temperaturen.
Donnerstag morgen ging es nach Lana in die Gaulschlucht. Zwischen Steinwänden, Laubbäumen, Sträuchern und neben dem Bach Falschauer entlang spazierten wir bis in die Tiefe der Schlucht. Um dort hinzukommen, gingen wir einige Hängebrücken entlang und atmeten die feuchte Luft ein. Zurück zum Startpunkt, schlenderten wir durch den Dorfkern von Lana und kehrten bei dem historischen Gasthaus Reichhalter ein. Mit einem Aperitif-Getränk stießen wir auf die unterhaltsame gemeinsame Zeit an.
Der Nachmittag gestaltete sich aus Ruhe und Entspannung, bevor wir uns zum Abendessen auf der Terrasse trafen. Dazugekommen war auch die internationale Jugendgruppe, welche in derselben Woche in Tisens war und an diesem Abend das Blindenzentrum besuchte. Die Köche hatten den Grill angeheizt und es wurde gegrillt. Bei leckeren Speisen unterhielten wir uns alle sehr gut und bis spät am Abend wurde immer wieder angestoßen und viel gelacht.
Die letzte Ganztagestour war auf dem Hochplateu Ritten geplant. Nachdem wir mit den Fahrzeugen bis zur Talstation Pemmern gefahren waren, durften wir das Abenteuer wagen und eine Auffahrt mit einer Bergbahn genießen. Von dort aus ging es relativ steil zum Rittner Horn. Es kam zu einer freundlichen Begegnung mit einem Mann, der dafür zuständig ist, die Wanderwege und Kehren zu säubern und zu pflegen und wir wanderten mitten durch eine große Schafherde. Beim Rittner Horn-Haus gab es ein leckeres Mittagessen mit typischen Südtiroler Gerichten und daraufhin wanderten wir zurück zur Talstation. Abends stand eine Abschlussrunde auf dem Programm, bei der wir die Bergwanderwoche Revue passieren ließen. Die Woche haben wir im Garten des Blindenzentrums ausklingen lassen.
Zusammengefasst war es eine sommerliche und abwechslungsreiche Woche mit einer sehr netten Gruppe und spannenden und tiefsinnigen Gesprächen. Während der Woche waren zehn Freiwillige im Einsatz und an dieser Stelle geht an sie alle ein herzliches Dankeschön. Ohne sie wäre die Bergwanderwoche in dieser Form nicht möglich gewesen.
Die gutgelaunte Wandergruppe
Erfrischende Einkehr in Lana