Die Geschichte des mobilen Beratungsdienstes und der Hausbesuche begann vor mehr als 60 Jahren, auf Initiative einer christlich motivierten Selbsthilfegruppe.
Bereits im Jahr 1956 machte das Blindenapostolat Südtirol mit Pater Leopold von Gumpenberg und ab 1963 mit dem ersten Blindenseelsorger Josef Moroder die ersten Gehversuche blinde und sehbehinderte Menschen südtirolweit zu besuchen und untereinander zu vernetzen. Ihnen folgten
Maria Fischnaller Pircher, die Gründerin des
Blindenapostolats Südtirol, gemeinsam mit einem kleinen Kreis von weiteren Betroffenen.
Zu dieser Zeit war die Akzeptanz von Menschen mit Beeinträchtigung kaum vorhanden, es gab weder öffentliche Unterstützung noch wurde Sensibilisierungsarbeit betrieben. Viele blinde und sehbehinderte Menschen lebten daher versteckt, in Einsamkeit, Armut und in zum Teil menschenunwürdigen Zuständen.
Durch die Initiative der Selbsthilfegruppe knüpften Betroffene erstmals Kontakte zu anderen, dies vermittelte ein Gefühl der Zugehörigkeit und Unterstützung.
Im Jahr 1987 entwickelte sich die Initiative „Hausbesuche“ zu einem eigenständigen Dienst, der heute unter dem Namen „Hausbesuche – Mobiler Beratungsdienst für Blinde und Sehbehinderte“ bekannt ist.
Eine ausgebildete pädagogische Mitarbeiterin führt, in Zusammenarbeit mit Betroffenen, Hunderte von Besuchen im Jahr durch. Ziel ist die
ganzheitliche Rehabilitation von blinden und sehbehinderten Menschen in Südtirol. Es geht vor allem darum, den
Kontakt zu Betroffenen aufzubauen und zu pflegen. Weitere Schwerpunkte sind die
Informationsvermittlung über blinden- und sehbehindertenspezifische Hilfsmittel, die Vermittlung von Trainings- und Umschulungskursen, Low-Vision-Beratungen und die Beratung über finanzielle Hilfeleistungen, in Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Südtirol des italienischen Blindenverbandes.
Obwohl Südtirol heute über ein beispielhaft gut ausgebautes Netz von öffentlichen Diensten, auch im Bereich der Behinderung verfügt, erfüllt der mobile Beratungsdienst nach wie vor eine unersetzliche Aufgabe. Der Dienst steht immer wieder vor neuen Herausforderungen, u.a. durch die
steigende Zahl der Menschen, die im Alter von einer Sehbehinderung betroffen werden. Meist hat es diese Zielgruppe besonders schwer, weil zu den Mühen der späten Jahre noch die Sehbehinderung oder gar die Blindheit dazukommen. Hier bietet der Dienst die Möglichkeit, den wichtigen
Erstkontakt herzustellen und Neuerblindete vor allem in der schwierigen Erstphase zu begleiten.
In dieser Phase ist die Informationsarbeit besonders wichtig. Es werden gezielt Senioren und Seniorinnen besucht, um ihnen „Tipps im Umgang mit Sehbehinderung im Alter“ zu geben und vor allem erfahrbar zu machen, welche Hilfen und Möglichkeiten es für einen sehbehinderten Menschen, auch im hohen Alter, gibt. Auch die Familienangehörigen werden bei den Beratungen und Gesprächen mit einbezogen und erhalten Hilfe im Umgang mit ihren blinden und sehbehinderten Angehörigen.
Zudem werden die
Betroffenen auf die Angebote und Veranstaltungen des Blindenzentrums St. Raphael und Blindenapostolats Südtirol aufmerksam gemacht. Viele blinde und sehbehinderte Menschen berichten, dass ihnen besonders die Gesellschaft bei der Bewältigung des ersten Schockes, nach ihrer Erblindung bzw. Sehbehinderung, half. Zudem entkommen einige von ihnen der Einsamkeit, die die Beeinträchtigung oftmals mit sich bringt.
Kontaktdaten: Linda Lubian
linda.lubian@blindenzentrum.bz.it, Tel. 0471 442343