Der Gedanke des Apostolates gründet in der Botschaft Jesu vom Reich Gottes:
Ganz „einfache“ Menschen, die dem Herrn begegnen und nachfolgen und sich von ihm begeistern lassen, schaffen plötzlich ganz Ungewöhnliches, Heilsames und Heilendes.
„Blindenapostolat“ versteht sich nicht nur als Dasein im Dienste blinder und sehbeeinträchtigter Menschen. Es ist auch Dasein und Dienst von Betroffenen, also sowohl ein Nehmen, als auch ein Geben. Ihre Sendung, also ihr Apostolat besteht unter anderem darin, dass blinde Menschen für die Gesellschaft etwas tun. Sie können zum Beispiel zeigen, dass selbst das Leben mit größeren Einschränkungen lebenswert bleiben kann und dass Glück und Freude nicht an solchen Schwierigkeiten ersticken müssen. Ein Anliegen des Apostolates ist vor allem die
gelebte Glaubensgemeinschaft und
das lebendige Glaubenszeugnis.
Das Blindenapostolat schafft gewissermaßen Begegnungsräume, in denen Menschen im Land in Berührung kommen können mit der Welt von sehbeeinträchtigten Menschen. Das geschieht über Begegnungen mit Pfarreien, mit jungen und älteren Menschen im Blindenzentrum St. Raphael in Bozen, in Gemeinden und Bezirken. Dabei wird versucht, Berührungsängste und Unsicherheiten im Umgang miteinander abzubauen und für ein liebevolles und rücksichtsvolles Miteinander zu arbeiten. Bei solchen Begegnungen werden besonders jene Menschen, die erst seit kurzer Zeit mit Sehschwierigkeiten konfrontiert sind, erstmals auf das
Hilfsangebot und die wertvolle Gemeinschaft aufmerksam gemacht.
Schließlich trägt die Mitarbeit des Blindenapostolates Südtirol im
Dachverband der kirchlichen Verbände in der Diözese mit dazu bei, dass die Stimme der blinden und – allgemein - der beeinträchtigten Menschen weiterhin hörbar bleibt.
In Zusammenarbeit mit der
Kamillianischen Familie und der
Blindenseelsorge prägt das Blindenapostolat das religiöse Leben in Südtirol. Mit vielfältigen Angeboten und einer Reihe von Veranstaltungen wird die Stärkung und Vertiefung des katholischen Glaubens gefördert.
Angebote und Veranstaltungen zur Glaubensvertiefung:
Die religiöse Betreuung im Blindenzentrum St. Raphael wird im Rahmen regelmäßiger Gottesdienste durch den Blindenseelsorger in der hauseigenen Kapelle gewährleistet. Tägliche Rosenkranzgebete der Heimbewohner und die besondere Gestaltung der Festtage im Jahreskreis tragen zudem zur Pflege der Spiritualität bei.
Folgende religiöse Veranstaltungen werden auf Landesebene organisiert:
• Wallfahrten
• Glaubenstage der
Kamillianischen Familie (mehrmals im Jahr)
• Mehrtägiges Glaubensseminar (einmal jährlich)
• Durchführung von Begegnungsstunden mit Firmgruppen
• Bezirkstreffen mit Mitgestaltung der Gottesdienste in den Südtiroler Pfarreien
Kurz zu den Bezirkstreffen:
Seit dem Jahr 1986 finden regelmäßige Begegnungen zwischen blinden und sehbehinderten Menschen und Pfarreien in Südtirol statt. Etwa zweimal im Jahr kommen Blinde in ein Dorf oder in eine Stadt des Landes, um mit der Pfarrgemeinde gemeinsam den Gottesdienst zu gestalten, zu feiern und anschließend den Menschen zu begegnen.
Ziel dieser Initiative ist es, die Bevölkerung für das Thema Blindheit, Sehbehinderung und Behinderung im Allgemeinen zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass Blinde und Sehbehinderte Zeugnis dafür geben, dass sie im christlichen Glauben eine Hilfe für ihr Leben erfahren und ein Leben auch mit Behinderung wertvoll ist.
Aussagen zu „Glauben leben“:
"Die Apostolatsarbeit bei Blinden oder auch anderen Körperbehinderten, die sich kirchlich-christlich ausrichtet, hat ihren Schwerpunkt in Jesus Christus und seiner Botschaft für uns. Ihr Ziel ist es, diese Botschaft umzusetzen im persönlichen Umgang mit den Menschen, die ein ähnliches oder gleiches Schicksal haben wie wir - aber auch für andere. Die Motivation für diese Arbeit kommt also aus der tiefen Verwurzelung im christlichen Glauben."
„Der Mensch ist der Weg zu Gott“
„Das Blindenapostolat ist für mich wie eine Familie mit religiöser Basis und verschiedensten Angeboten.“
„Wichtig für mich sind Menschlichkeit und Gemeinschaft. Dazu kommt die Gruppe von Ehrenamtlichen und Betroffenen, und die Möglichkeit sich als Betroffener einbringen zu können.“
„Das Erfahrbar-Machen einer christlichen Spiritualität ist für mich ein wesentlicher Aspekt in der Arbeit des Blindenapostolates. Kein anderer Dienst kann diesen Aspekt auf diese Weise berücksichtigen. Spiritualität ist ein wichtiges Element in der Krisenbewältigung und in der ganzheitlichen Rehabilitation.“
„Eine große Herausforderung ist die Einsamkeit. Aufgrund der Erfahrung mit der eigenen Behinderung und ihrer Bewältigung kann das Blindenapostolat gute Hilfen auch für Sehende anbieten.“