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„Voll tanken, bitte!“ Impressionen von der Bildungs- und Freizeitwoche des Blindenapostolats Südtirol

 


Einer langjährigen Tradition folgend hat das Blindenapostolat Südtirol auch heuer wieder zu seiner beliebten Bildungs- und Freizeitwoche in die Lichtenburg eingeladen.
Von 12. bis 18. August trafen sich 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - nicht nur aus Südtirol, sondern auch aus allen anderen Mitgliedsländern der Arbeitsgemeinschaft – im Bildungshaus in Nals unter dem originellen Motto „Tankstelle – Leben“. Die diesjährige Bildungs- und Freizeitwoche war eine generationsübergreifende Begegnungswoche, so waren die jüngste Teilnehmerin 6 Jahre und die älteste 93 Jahre alt.

Die Vormittage waren mit thematischen Einheiten ausgefüllt, in denen die Referentinnen und Referenten dieses durchaus vielschichtige Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten:
Rosmarie Segrada nahm die Gestaltung von gleich zwei Vormittagen auf sich. Ging es in ihrem ersten Referat allgemein um die Frage, wie wir positive Energie und Lebensfreude für den Alltag aufnehmen und an andere Menschen weitergeben können, widmete sich die zweite Einheit einer ganz speziellen Sorte von „Tankwarten“, nämlich Vorbildern. Wir alle suchen uns zu bestimmten Zeiten im Leben ein Vorbild; dabei kommt es aber nicht selten zu Enttäuschungen, vielleicht auch deshalb, weil wir an unsere Vorbilder oft zu hohe Ansprüche stellen.
Gleichzeitig ist es eine nicht immer leichte und jedenfalls sehr herausfordernde Aufgabe, selbst Vorbild zu sein – ob für die eigenen Kinder oder für andere vertraute Menschen. Rosmarie konnte bei ihren Ausführungen auf ihre reiche persönliche Erfahrung zurückgreifen und uns eine Vielzahl an Anregungen zu diesen Themenbereichen vermitteln.

Eine noch viel grundsätzlichere Frage stellte Anton Klotz in seinem Vortrag und dem anschließenden Workshop: „Was ist Leben?“ In gewohnt präziser Manier zeichnete er – naturgemäß nur streiflichtartig, aber darum nicht weniger spannend – die Geschichte der intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Begriff Leben von der griechischen Antike bis zum 21. Jahrhundert nach und stellte einige der zahllosen Ansätze dar, welche Theologie, Geistes- und Naturwissenschaften zur Sinnhaftigkeit, Entstehung oder auch möglichen Reproduzierbarkeit des Lebens entwickelt haben.
All dies war auch eine Einladung an die Teilnehmer, sich die nur scheinbar banale Frage, was Leben eigentlich ist, immer wieder aufs Neue zu stellen und (vielleicht) für sich selbst zu beantworten.

Die Ernährungswissenschaftlerin Petra Heschgl von der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach in Bozen wiederum brachte uns in ihrem Vortrag über „Regionales Superfood“ einen praktischen Zugang zum Thema nahe. Humorvoll, aber eindringlich referierte sie darüber, wie man sich bewusst gesund ernähren kann, ohne auf den „Genussfaktor“ verzichten zu müssen.
Renate Kerschbaumer führte uns auf sehr sensible Art in die Welt der Klangschalen und meditativen Tänze ein und Harald Raich thematisierte in seiner abendlichen Einheit den „Weg des Gartens“. Spirituelle Anregungen gab uns der Blindenseelsorger des Blindenapostolats, Dekan Vitus Dejaco, mit auf den Weg, der mit uns auch die Abschlussmesse feierte.

Bei aller geballten Wissens- und Informationsvermittlung kam aber auch das Freizeitprogramm keineswegs zu kurz. Neben Ausflügen zum Rainguthof Tisens und zum Nationalparkhaus Lahnersäge in St. Gertraud im Ultental, verbrachten wir einen strahlend schönen Nachmittag in Bozen, der durch einen Grillabend im gemütlichen Garten des Blindenzentrums St. Raphael stimmungsvoll abgerundet wurde.
Ein besonders schönes Erlebnis war auch die Wanderung auf dem Familien-Besinnungsweg in Vöran – ebenfalls bei strahlendem Sonnenschein -, die wir mit einer wunderbaren Andacht in der St. Anna Kirche in Aschl beendeten.
Die acht „Besinnungspunkte“ des Weges und die, jeweils mit einem Bibelwort versehenen Begleittexte sollen dazu einladen, mit offenen Sinnen zu gehen und über das eigene Leben zu reflektieren, womit sich mit Blick auf unser Wochenthema der Kreis schloss.

Mit unermüdlichem Einsatz und Engagement haben Veronika Joas und Magdalena Lamprecht die Bildungs- und Freizeitwoche organisiert und geleitet, wofür beiden ein ganz herzliches Dankeschön gebührt.
Ins besonders heuer, wo sich die Gruppe aus Menschen ganz unterschiedlichen Alters zusammengesetzt hat, war dies sicherlich keine leichte Aufgabe. Neben der guten Organisation war es aber auch der positiven Einstellung aller Teilnehmer zu verdanken, dass die ganze Woche über eine entspannte und fröhliche Stimmung herrschte und alle das Beisammensein genossen.
Die gleichzeitig mit uns in der Lichtenburg untergebrachte Jugendgruppe gab uns im Übrigen nicht nur Gelegenheit, bei der Generalprobe des von ihr einstudierten Musicals etwas Theaterluft zu schnuppern, sondern belebte und bereicherte auch die Atmosphäre im Haus ungemein.

All diese schönen und bereichernden Erfahrungen haben dazu beigetragen, dass wir am Ende der Woche im wahrsten Sinne des Wortes „vollgetankt“ nach Hause gefahren sind.

Ein Teilnehmer R.S.

 

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