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Eindrücke von der Kulturreise des Blindenapostolates Südtirol nach Sizilien vom 24. bis zum 31.05.2025

 


Samstag, 24.05.2025 – Anreise und erstes Eintauchen in eine reiche Kultur

An der diesjährigen Kulturreise des Blindenapostolates Südtirol, die vom 24. Bis zum 31.05.2025 stattgefunden und nach Sizilien geführt hat, haben 36 Personen aus Südtirol, Nordtirol, Bayern und Württemberg teilgenommen. Die Reisegruppe startete früh morgens um 4.00 Uhr in Bozen, und trotz der frühen Stunde waren alle froh gelaunt und auch pünktlich. Dies war auch notwendig, denn in diesem Jahr wurde nach längerer Zeit wieder mit dem Flugzeug gereist. Zunächst ging es aber mit dem Bus zum Flughafen Linate nach Mailand. Dort hieß es, die lästigen Abfertigungs- und Sicherheitsprozeduren sowie etliche Wartezeit hinter sich zu bringen, bis dann alle im Flugzeug saßen und dieses endlich in die Luft stieg. Nach ungefähr 1,5 Stunden landeten wir dann in Palermo. Dort erwartete uns bereits der Reiseleiter Fabrizio, der uns die ersten beiden Tage begleiten sollte.

Sizilien war mehreren von uns nicht neu, auch weil 2004 bei der Kulturreise des Blindenapostolates viele der Orte bereits besucht worden sind, die auch heuer im Programm vorgesehen waren. So waren wir gespannt, wie die Eindrücke dieses Mal sein würden. Sizilien liegt südwestlich des italienischen Festlandes und ist die größte Insel im Mittelmeer. Die Region hat rund 5 Millionen Einwohner und ist flächenmäßig die größte Region im Staat. Sie hat 9 Provinzen. Das Wort Sizilien bedeutet „Land der Feigen und Oliven“.

Kaum gelandet, ging es auch schon gleich los mit dem Kulturprogramm. Fabrizio brachte uns als erstes in die Cappella Palatina im Palazzo Reale von Palermo. Dieser Königspalast wird auch Normannenpalast genannt und ist noch heute Sitz des sizilianischen Parlaments. Im Innenhof aus dem 12. Jh. Waren etliche Kutschen ausgestellt, darunter ein bunt Bemalter, typischer sizilianischer Karren mit dem die Bauern wohl früher Obst und Gemüse auf den Markt gebracht haben, aber auch die prachtvolle Kutsche der Habsburgertochter Maria Karolina, die im 18. Jh. Königin von Neapel-Sizilien war. Über eine breite Stiege ging es hinauf in die Hofkapelle im ersten Stock. Der Innenraum der Kapelle war ein einziges Glitzern, Die Wände waren geschmückt mit Mosaiken aus byzantinischer Zeit, die orientalisch anmutende Ornamente aber auch Szenen aus der Bibel, vor allem aus dem Alten Testament darstellten. In den Mosaiken sind 35.000 Steinchen verarbeitet sowie Unmengen Blattgold. Die Holzdecke war im arabischen Stil reich gearbeitet und der Fußboden wunderschön mit Einlegearbeiten aus Marmor gestaltet. Ich erinnerte mich, dass die Führung seinerzeit die Kapelle als Schmuckschatulle beschrieben hat, und diese Beschreibung ist wohl sehr treffend.

Anschließend fuhren wir nach Monreale, eine Kleinstadt bei Palermo. Monreale war für die Normannenkönige Sommerresidenz, weil die Stadt auf 300 m Meereshöhe liegt und dadurch etwas frischere Temperaturen herrschen. Inzwischen war es bereits fast 3 Uhr nachmittags geworden und so freuten sich alle über eine kurze Mittagspause, bevor wir die Kathedrale von Monreale besichtigten. Die Erscheinung dieses Gotteshauses aus dem 12. Jh. War jener der Cappella Palatina sehr ähnlich, nur dass die Ausmaße viel imposanter sind. Die byzantinischen Mosaike hier werden aus 95.000 Steinchen und noch mehr Blattgold gebildet. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung eines Christus als Weltenherrscher in der Apsis. Hier erklärte uns Fabrizio die Symbolik der verwendeten Farben, blau, rot und Gold, welche die göttliche und die Menschliche Natur Jesu sowie die Vollkommenheit symbolisieren.

Als Abschluss unseres Besichtigungsprogrammes wandelten wir noch im Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters und Liesen die ruhige Atmosphäre auf uns wirken, die an diesem Ort herrschte. Der Kreuzgang umgibt einen Innenhof von 50 mal 50 m, welcher in 4 quadratische Flächen aufgeteilt und in denen jeweils eine andere Baumart gepflanzt ist. Jede Baumart symbolisiert einen anderen Abschnitt der Bibel. Ein Brunnen im Kreuzgang stellt die vier Jahreszeiten dar.

Zurück in Palermo bezogen wir unser Hotel, in dem wir für 2 Nächte untergebracht waren. Nach dem Abendessen erkundeten einige noch den Zugang zum nahegelegenen Meer, die meisten anderen hingegen fielen wohl todmüde ins Bett.

Sonntag, 25.05.2025 – Palermo, Schmelztiegel der Kulturen

Der Sonntag war Palermo, der Hauptstadt Siziliens gewidmet. Sie liegt an einer Bucht an der Nordküste Siziliens und hat 700.000 Einwohner. Palermo bedeutet, „großer Hafen“.

Vom Opernhaus Teatro Massimo ausgehend unternahmen wir einen Bummel durch die Gassen der Altstadt. Die Häuser waren, wie viele Gebäude der Stadt, aus gelblichem Sandstein erbaut und hatten kleine Balkone mit schmiedeeisernen Geländern. Im Wesentlichen hat das Stadtzentrum zwei Hauptstraßen, den Corso Vittorio Emanuele sowie die via Maqueda. Wo diese beiden Zusammentreffen entsteht die Piazza Quattro Canti, ein achteckiger Platz der von 4 imposanten Palazzi und jeweils einen Brunnen davor eingerahmt wird. Vor dem nahegelegenen Rathaus steht der Marmor-Brunnen Fontana Pretoria, auf dem tierische und mystische Figuren dargestellt sind. Die unbekleideten Statuen gefielen allerdings in Vergangenheit nicht allen, so dass der Brunnen den Beinamen „Brunnen der Schande“ erhalten hat.

Wir besuchten auch 2 der für Palermo charakteristischen Märkte, nämlich den Mercato La Vucciria und den Mercato Ballarò. Hier boten Marktschreier lauthals Obst, Gemüse, Fisch, Käse und auch Kleider usw. feil. Auch das für Palermo typische kulinarische Angebot, das Straßenessen gab es hier, in Neudeutsch Street Foot. Unter anderem wurden angeboten: Frittierte und mit verschiedenen Zutaten gefüllte Reisbällchen namens Arancini, kleine gebackene Fladen aus Kichererbsenmehl namens Panelle, Sfincione, eine pizzaähnliche Spezialität, frisch gepresster Orangensaft und die mit einer Ricotta-Creme gefüllten Teigrollen namens Cannoli. Auf unserer Reise sind wir immer wieder diesen Köstlichkeiten begegnet.

Auch mehrere Kirchen besuchten wir, darunter die recht schlichte Dominikanerkirche mit dem Grab des Mafiajägers Giovanni Falcone, der 1992 zusammen mit seiner Ehefrau und 3 Leibwächtern mit einer ferngezündeten Bombe auf der Autobahn bei Palermo umgebracht worden ist. In der fast schon überladenen barocken Jesuitenkirche feierten wir am späten Vormittag die Sonntagsmesse mit. Natürlich besichtigten wir auch den Dom von Palermo, der Maria Himmelfahrt geweiht ist. Dieses Gotteshaus war einst eine Moschee, die von den Normannen zu einem christlichen Gotteshaus umgebaut und später barockisiert worden ist. Die arabischen Eigenschaften sind aber noch deutlich zu sehen, wie z.B. das ehemalige achteckige Minarett. Hier befinden sich die Gräber sizilianischer Könige und werden Reliquien der Heiligen Rosalia aufbewahrt, der Schutzpatronin von Palermo.

Die frei zur Verfügung stehende Zeit nutzten die einzelnen Teilnehmer für den einen oder anderen Einkauf, fürs Schlecken eines Eises oder für eine Kutschenfahrt.

Am Abend begaben wir uns in den 14. Stock unseres Hotels, wo das Abendessen von zwei Herren mit Ziehharmonika und Gitarre musikalisch umrahmt worden ist. Die beiden sangen sizilianische Volkslieder und italienische Schlager, bauten virtuose Maultrommel- oder Flöten-Stücke ein, erfüllten Musikwünsche und bescherten uns einen lustigen und unterhaltsamen Tagesabschluss.

Montag, 26.05.2025 – Mittelalterliche Stadt Erice, Cous Cous und Landwirtschaft

Am Montagfrüh verließen wir Palermo und fuhren der Nordküste, also dem Tyrrhenischen Meer entlang in westliche Richtung in die Gegend von Trapani. Die Landschaft war zunächst ziemlich bergig und ging später in eine Weinbaugegend über. Am Vormittag besuchten wir das, auf dem 700 m hohen Monte San Giuliano gelegene, mittelalterliche Städtchen Erice. Durch ein Stadttor hindurch betraten wir die Altstadt und wanderten auf einem eigenartigem Kopfsteinpflaster eine Gasse bergauf, vorbei an mehreren Kirchen und dem Rathaus bis zur Burg. Ab diesem Tag bis zum Ende unseres Aufenthaltes war Nino unser Reiseleiter. Er erzählte uns unterwegs, dass viele der Häuser der Stadt leer stehen und nur in den Sommermonaten bewohnt sind, wenn die Menschen vor der Hitze in der Stadt auf den kühleren Berg flüchten. Die Gegend ist bekannt für Mandelgebäck, und etliche Deka davon wurden von uns erworben.

Anschließend fuhren wir zurück ins Tal und weiter auf eine Halbinsel. Hier, wo das tyrrhenische Meer ins offene Mittelmeer übergeht und die Küste von Tunesien nur 140 km entfernt ist, wird in mehreren Salinen Salz gewonnen. Wir hatten hier einen Cous-Cous-Kochkurs belegt. Die Gegend um Trapani ist nämlich seit Jahrhunderten bekannt für dieses arabische Gericht. Wir lernten, wie eine Masse aus Hartweizengries, Wasser und Salz in einer Schüssel mit der Hand so lange gerührt wird, bis kleine Klümpchen entstehen. Die Masse wird dann zum Trocknen ausgebreitet und, zusammen mit anderen Zutaten, etwa 40 ‚Minuten lang auf Dampf gekocht. Dies geschieht in einem eigenen, zweiteiligen Terracotta-Topf. Die Fuge zwischen den beiden Teilen des Topfes wird mit einem Teig abgedichtet, und sobald der Teig durchgebacken ist, ist auch das Cous Cous fertig. Auch wir wurden nach getaner Arbeit zu Tisch gebeten, um ein viergängiges Menü zu genießen, darunter das Cous Cous mit Fisch, wie es für die Gegend typisch ist, sowie die Pasta busiate mit einem Pesto aus viel Knoblauch, Basilikum, Kirschtomaten und Mandeln. Zum Abschluss erhielt noch jeder ein Diplom, das unsere Kenntnisse in Cous-Cous-Zubereitung bescheinigt.

Gestärkt bestiegen wir wieder unseren Reisebus, den übrigens von diesem Tag an bis zum Ende uns+erer Reise Marco lenkte. Ihm versuchten einige, während unseres Aufenthaltes das Watten beizubringen, mit welchem Erfolg ist unbekannt. Jedenfalls fuhren wir weiter nach Marzara del Vallo an der Westküste Siziliens. Diese Stadt ist ein wichtiger Fischerort, unsere Begleiter berichteten uns aber nicht viel Schönes von den Gassen, durch die wir gingen. Der Fischmarkt war bereits verlassen und die Kathedrale war geschlossen. So fuhren wir bald weiter in südwestliche Richtung nach Agrigento.

Auf unseren Fahrten über die Insel konnten wir uns einen Eindruck davon machen, dass die Haupteinnahmequelle Siziliens die Landwirtschaft ist. Jede Gegend hat sich dabei auf den Anbau eines bestimmten Produktes spezialisiert. In dieser Gegend sind es Oliven, und so durchfuhren wir Kilometer um Kilometer Olivenhaine.

Unsere Unterkunft bei Agrigento lag ebenfalls am Meer, und so konnten wir nach dem Abendessen ein paar Schritte auf der Strandpromenade machen und den platschenden Wellen zuhören.

Dienstag, 27.05.2025 – Agrigento, auf den Spuren des antiken Griechenland

Den nächsten Tag verbrachten wir in und um Agrigento an der Südküste Siziliens. Agrigento war eine wichtige Stadt im antiken Griechenland. Zunächst begaben wir uns ins archäologische Museum, wo zahlreiche Fundstücke aus verschiedenen Epochen ausgestellt sind, Vasen, Amphoren, Grabbeigaben, Teile griechischer Tempel usw. Ein wichtiges Ausstellungsstück ist eine 7 m hohe Statue des Gottes Atlas, der die Weltkugel auf seinen Schultern trägt, und die beim Zeus-Tempel zwischen den Säulen platziert war und eigentlich das Dach des Tempels trug.

Anschließend führte uns Nino ins Zentrum von Agrigento. Diese Stadt hat rund 60.000 Einwohner. Die Altstadt liegt an einem Berghang. Dementsprechend führte die Hauptstraße, die Via Etnea der wir entlang spazierten, bergauf bis zu einem Platz, von dem aus Goethe einen herrlichen Frühlingsblick über die Landschaft werfen konnte, wie er in seinen Reiseerinnerungen festgehalten hat.

Weiter ging es dann ins Tal der Tempel, wo wir die Überreste von 5 der einst 27 griechischen Tempel besichtigen konnten. Das Tal der Tempel liegt inmitten von Olivenhainen, Agaven und Mandelbäumen und führt hinunter bis zum Meer. Auf unserem 2 km langen Spaziergang hatten wir einen schönen Ausblick auf die Gegend, auf die gegenüberliegende Stadt und das tiefblaue Meer. Tempel dienten den Griechen als heilige Stätten, zu denen nur Priester Zutritt hatten. Nino erklärte uns Aussehen und Eigenheiten dieser Bauwerke. Der Concordia-Tempel ist der am besten erhaltene griechische Tempel überhaupt. Der Zeus-Tempel, zu dem wir am Ende unseres Spazierganges kamen, hatte enorme Ausmaße und ist vermutlich nie fertig gebaut worden. Wie immer beim Anblick solcher Bauwerke staunten wir, wie die Menschen damals mit reiner Muskelkraft so riesige Steinquader übereinandersetzen, und wie die Gemäuer die Jahrtausende überdauern konnten. Im Tal der Tempel sind außerdem auch vorchristliche Grabstätten erhalten, die aus der einstigen Umgrenzungsmauer heraus gemeißelt worden sind.

Für die Mittagspause wurden wir über unregelmäßige Wurzelstufen in eine Schlucht in den Kolymbetra-Garten hinuntergeführt, wo uns ein Picknick erwartete. Jeder bekam eine Papiertüte mit verschiedenen sizilianischen Spezialitäten, ein Brot mit Panelle, ein Stück Sfincione und Oliven, zum Nachtisch gab es Erdbeeren und die obligatorischen Cannoli. Im Schatten der Orangen-, Zitronen-, Mandel- und Pistazienbäume war gut sein, und wenn statt der Holzbänke und -tische an denen wir gegessen hatten, jeder einen Liegestuhl bekommen hätte, wäre eine ausgedehnte Siesta gerade recht gewesen. Dem war aber nicht so, sondern wir traten bald den Anstieg aus der Schlucht an. So mancher fürchtete, diesen mit vollem Bauch nicht zu schaffen, aber Schritt für Schritt ging es dann doch und wir stiegen alle wieder in den Reisebus ein, der uns zu unserem Hotel zurückbrachte. Der noch übrige halbe Nachmittag wurde zum Entspannen am Balkon, im Schwimmbad oder am Strand genutzt. Während unseres Aufenthaltes in Sizilien hatten wir übrigens stets wunderschönes Wetter, und da vom Meer her immer und überall ein erfrischendes Lüftchen wehte, war es auch nicht sehr heiß. Ein Bad im noch recht frischen Meer wagten die eine oder der andere aber doch immer mal wieder, wenn es Gelegenheit dazu gab.

Mittwoch, 28.05.2025 – Siracusa, weitere Spuren des antiken Griechenland, Zitronenanbau und Stadtpatronin Heilige Lucia

Am Mittwoch packten wir wiederum die Koffer und Verliesen Agrigento in Richtung Ostküste. Hierfür durchfuhren wir zunächst das recht hügelige Landesinnere, das von Getreideanbau geprägt ist, vorbei an den Provinz-Hauptstädten Caltanissetta und Enna, bis in die Ebene von Catania, wo wir ausgedehnte Orangenplantagen durchfuhren. Ab Catania ging die Fahrt in südliche Richtung, dem Ionischen Meer entlang bis nach Siracusa.

Siracusa war die größte Stadt im antiken Griechenland. Heute hat Siracusa 122.000 Einwohner. Als erstes besuchten wir die archäologischen Ausgrabungen. Wie alle anderen Besuchergruppen testeten wir im so genannten Ohr des Dionysios die bemerkenswerte Akustik. Es handelt sich um eine 23 m hohe Höhle, die in ihrer Form einem menschlichen Ohr ähnelt. Hier soll laut Legende der Tyrann im Stande gewesen sein, selbst leise gesprochene Worte zwischen den in der Höhle festgehaltenen Gefangenen zu belauschen. Wir begnügten uns aber damit, Barbara in der Grotte ein Lied singen zu lassen und dem entstehenden Echo zu lauschen. Sehenswert waren weiters das halbrunde, an einer Seite offene griechische Theater, in dem noch heute Theateraufführungen stattfinden, sowie das ovale, römische Amphitheater.

Zum Mittagessen wurden wir auf einem Bauernhof erwartet, der Zitronen produziert. Hier genossen wir wiederum die leckeren, bereits bekannten Köstlichkeiten Siziliens und baten die Besitzer, ein paar Zitronen ernten zu dürfen.

Den Nachmittag verbrachten wir in der Altstadt. Diese liegt auf der Insel Ortigia, welche wir über die Santa-Lucia-Brücke erreichten. Wir bummelten die Flaniermaile entlang bis zum Dom, der der Geburt Mariens geweiht ist. Das Gotteshaus auf der höchsten Stelle der Insel war einst ein Athene-Tempel, der mehrmals umgebaut und schließlich zur christlichen Kirche wurde. Nino betonte, dass das Gebäude aber seit 2.500 Jahren für religiöse Zwecke genutzt wird. Hier In einer Seitenkapelle wird eine Reliquie der Stadtpatronin, der Heiligen Lucia aufbewahrt. Der Domplatz, die Kathedrale und die umliegenden Gebäude waren aus hellem Sandstein und leuchteten fast weiß in der Nachmittagssonne.

Später fuhren wir dann in unsere Unterkunft, 10 km südlich von Siracusa, wo wir bis zum Ende unseres Aufenthaltes untergebracht waren. Es handelte sich um ein riesiges Feriendorf mit über 400 Zimmern, das derzeit glücklicherweise nur zur Hälfte belegt war. Die Grünanlagen um den Gebäuden und Bungalows waren schön gepflegt und abends wurde für Jung und Alt lautstarke Unterhaltung geboten. Trotzdem war der eine oder die andere froh, nur für ein paar Tage diese Art Urlaubsunterbringung über sich ergehen lassen zu müssen.

Donnerstag, 29.05.2025 – Ragusa und Modica, zwei barocke Städte im Hügelland

Die Gegend südwestlich von Siracusa war das Tagesziel am Donnerstag. Diese ist recht bergig und ist vom Gemüseanbau geprägt. Nino erzählte uns, dass im Jahre 1693 ein verheerendes Erdbeben viele Orte an der Ostküste Siziliens total zerstört hat. Diese sind dann im sizilianischen Barockstil wieder aufgebaut worden. Typisch für die Gegend sind jahrhundertealte Trockenmauern, weiters der Anbau von Johannisbrotbäumen, wobei die verschiedenen Teile der Früchte in vielfältiger Weise verarbeitet werden.

Zuerst besuchten wir Ragusa. Diese Stadt ist auf einer Meereshöhe von etwa 500 m auf 2 gegenüberliegenden Hügeln erbaut. Unser Stadtbummel durch die Altstadt namens Ibla führte uns wiederum durch ein Stadttor auf eine bergauf führende Gasse. Wir wunderten uns über Metallkonstruktionen, die alle paar Meter über die Gasse gespannt und mit unzähligen Lämpchen versehen waren. Es wurde uns erklärt, dass in der vergangenen Woche Stadtfest war und die Prozession des Heiligen Georg durch diese Gasse geführt hat, vermutlich bei Dunkelheit, und dass dann die Lämpchen eingeschaltet worden sind. Nach einiger Zeit erreichten wir den Dom zum Heiligen Georg. Dieses Gotteshaus hat eine Kuppel und im Inneren war es durch viele Fenster recht hell. Eine weitere Reihe Fenster war bunt bemalt und stellte das Martyrium des Stadtheiligen dar. In der Kirche war eine 3 m hohe Statue des Heiligen Georgs , der den Drachen tötet, ausgestellt, angebracht auf einer Tragevorrichtung, die dann von mehreren starken Männern zur Prozession getragen wird. Daneben stand ein silberner Sarkophag mit Reliquien des Heiligen, der ebenfalls bei der Prozession mitgetragen wird. Nach ein bisschen Freizeit auf dem Stadtplatz kehrten wir auf einem anderen Weg wieder zurück zu unserem Bus.

An diesem Tag fuhren wir für die Mittagspause zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, der auf 40 ha Grund Viehwirtschaft betreibt. Diese Sparte kommt in Siziliens Landwirtschaft nicht sehr oft vor. Der Betrieb züchtete u.a. 1.500 Rinder und Wasserbüffel und verarbeitet deren Fleisch und Milch. Zum Mittagessen konnten wir verschiedene dieser Produkte verkosten.

Nachmittags fuhren wir weiter nach Modica. Diese Stadt liegt in einem Talkessel, die Hänge rundherum sind dicht bebaut mit Wohnhäusern und anderen Gebäuden. Um uns einen Überblick über die Stadt zu ermöglichen, uns aber das viele Pflastertreten zu ersparen organisierte Nino eine Stadtrundfahrt mit einem kleinen Zug. Später verkosteten wir noch typische Modica-Schokolade, und es wurde uns die besondere Herstellungsart ohne Milch und ohne Zugabe von Pflanzenfett oder ähnlichem erklärt. Das Ergebnis schmeckte allerdings recht ungewohnt und konnte nicht alle in der Gruppe überzeugen.

Freitag, 30.05.2025 – Ätna, Berg im ständigen Wandel, sowie Nachmittag am Meer

Auf das Dach Siziliens, wie es im Reiseprogramm hieß, also auf den Ätna ging es am Freitagvormittag. Der Ätna ist der höchste aktive Vulkan Europas und liegt zwischen Catania und Messina. Dieser Berg ist im ständigen Wandel, auch seine Höhe ist variabel und wird derzeit mit 3.400 m angegeben. Mit dem Bus fuhren wir auf einer komfortablen Straße bergauf. Die Hänge waren dicht bewachsen, vor allem mit Kastanienbäumen, und dazwischen waren Zungen von erstarrter, schwarzer Lava zu sehen. Aus einer der Lavazungen ragte noch das Dach eines verschütteten Hauses heraus. Schließlich erreichten wir einen Parkplatz an der Südostflanke des Vulkans auf 1900 m Höhe. Hier tummelten sich Massen weitere Touristen, Bergsteiger und Abenteurer. Von hier würde eine Kabinenbahn Interessierte bis auf eine Höhe von 2500 m bringen. Vor der Bahn gab es eine riesige Warteschlange, und wir erfuhren, dass die Bahn wegen starkem Windes weiter oben außer Betrieb sei. Unser Ziel war aber sowieso der Silvestri-Krater, den man mit einem Spaziergang von 15 Minuten erreichen konnte. Unterwegs erklärte uns Nino das unterschiedliche Vulkangestein, das entweder ganz leicht und mit vielen Luftbläschen durchsetzt oder ganz dicht und schwer ist, je nachdem, ob die Lava beim Erkalten mit Sauerstoff in Berührung kommt oder nicht. Der erloschene Silvestri-Krater hat einen Durchmesser von etwa 200 m und war somit leicht zu umrunden. Im Kraterboden wuchsen allerlei Pflanzen. Auch außerhalb ergaben verschiedene Blumen schöne Farbtupfer in der sonst dunkelgrauen Landschaft, zum Beispiel kleine, weiß-gelbe Margariten auf Pölstern von grünem Gras. Da der Ätna ja weitum die ganze Insel überragt, hatte man von oben einen wunderbaren Ausblick weit übers Land, über Hügel und Felder und übers Meer. Während ein paar wenige unserer Gruppe zu einem weiteren Krater weiter oben hinaufstiegen, stärkten sich die anderen im Rifugio Sapienza des italienischen Alpenvereins CAI, bevor es wieder talwärts ging.

Der Nachmittag war zur freien Verfügung und wir kehrten in unser Feriendorf zurück. Die meisten nutzten die Gelegenheit, ein paar Stunden am Strand zu verbringen und, je nach Geschmack, nur die Füße oder auch ganz ins ionische Meer zu tauchen.

Samstag, 31.05.2025 – Marienwallfahrtskirche in Siracusa, Catania sowie Heimfahrt

Und schon war der letzte Tag unseres Aufenthaltes gekommen. Da unser Flug aber erst am frühen Abend startete, freuten wir uns noch auf ein paar Stunden auf Sizilien.

Als ersten Programmpunkt besuchten wir in Siracusa die Wallfahrtskirche Madonna delle Lacrime. Dieses moderne Gotteshaus wurde 1994 von Papst Johannes Paul II geweiht. Es ist ein kegelförmiges, 75 m hohes Bauwerk, auf dessen Spitze eine Madonnenstatue steht und an dessen Flanken auf einigen Metern Höhe die Ausbuchtungen der Seitenkapellen wie Tränen hängen. Die Kirche bietet 11.000 Personen Platz. 1953 hat eine Siracusanerin an einem Gipsrelief der Madonna in ihrem Schlafzimmer Tränen bemerkt, und der Tränenfluss dauerte mehrere Tage an. Dieses Marienbildnis ist in der Kirche ausgestellt, und jährlich suchen zahllose Gläubige bei der Weinenden Madonna Trost und Heilung.

Anschließend setzten wir unsere Fahrt fort nach Catania. Diese Stadt hat 300.000 Einwohner. Sie ist 1669 von einem Ausbruch des Ätna betroffen und nur wenige Jahre später beim großen Erdbeben 1693 fast vollständig zerstört worden. Daraufhin wurde Catania im barocken Stil wieder aufgebaut und ist heute eine sehr elegante Stadt mit breiten Straßen und schönen Gebäuden, wie Nino uns beschrieb. Zuerst stürzten wir uns wiederum ins Getümmel eines Marktes, nämlich des Fischmarktes Pescheria . Es ging sehr laut zu und die Händler präsentierten und präparierten theatralisch ihre Ware. Dann ging unser Spaziergang weiter zum Domplatz, wo wir auf einem Brunnen das Wahrzeichen Catanias bewunderten, einen Elefanten aus schwarzem Vulkangestein, der einen Obelisken aus hellem Granit auf dem Rücken trägt. Auch in die Kathedrale der Heiligen Agata mit dem Grabmal des Komponisten Vincenzo Bellini, geboren 1801 in Catania, warfen wir einen Blick. Zurück auf dem Platz, es war gerade 12.00 Uhr, begann die mächtige Glocke des Domes zu Leuten und eine kleinere Glocke, vielleicht jene eines anderen Gotteshauses in der Nähe, begleitete sie mit ihrem quirligen Gebimmel. Schließlich flanierten wir der Einkaufsstraße Via Etnea entlang, immer dem Berg entgegen, der das Stadtbild beherrscht und der heute sein Haupt in Wolken, Nebel oder Rauch gehüllt hatte, was es genau war ließ sich von uns nicht feststellen. Die via Etnea ist mit Lavagestein gepflastert und auch viele Gebäude bestehen aus diesem Gestein, weshalb man die Stadt als „Schwarze Tochter des Ätna“ bezeichnet.

Nach einer schnellen Mittagspause brachten uns Nino und Marco dann zum Flughafen Catania, reichlich früh, so dass wir schauen mussten, wie wir die 4 Stunden bis zu unserem Abflug hinter uns bekamen. Und irgendwann saßen wir dann doch im Metallvogel der abhob und uns zurück in den Norden brachte. In Mailand gelandet, erwartete uns bereits unser Südtiroler Chauffeur. Die Überraschung und das Staunen war groß, als sich herausstellte, dass dieser Chauffeur Rudi war, ein früherer Zivildiener, der vor mehr als 35 Jahren seinen Dienst im Blindenzentrum geleistet hatte und jetzt aushilfsweise als Buschauffeur tätig ist. Damals war auch er einmal bei einer Kulturreise des Apostolates mit dabei gewesen.

Obwohl es mittlerweile bereits nach 21.00 Uhr war, nutzten wir die restliche Heimfahrt wie gewohnt, um Rückschau auf die vergangenen Tage zu halten. Besonders hervorgehoben wurde von allen, dass wir wieder eine feine Zeit in der Gruppe verbringen konnten, was bei der großen Altersspanne der Teilnehmer, die zwischen Anfang 20 und Anfang 80 Jahre alt waren, nicht so selbstverständlich ist. Sizilien haben wir als eine Region kennengelernt, die durch die wechselhafte Geschichte mit vielen verschiedenen kulturellen Einflüssen eine Unmenge Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Genossen haben wir auch die Möglichkeit, die Insel immer wieder kulinarisch kennenzulernen. Natürlich versäumten wir es nicht, jenen zu danken, die uns wiederum diese Erfahrungen ermöglicht haben, nämlich in erster Linie Nikolaus als Initiator, seinen Mitarbeiterinnen im Apostolatsbüro und außerhalb, die beigetragen haben, das Vorhaben umzusetzen und vor allem auch unseren sehenden Freunden über deren Augen und Worten wir Sizilien kennenlernen konnten.

Ziemlich müde, aber wie bei unserer Abfahrt eine Woche zuvor immer noch froh gelaunt, stiegen wir in Bozen aus dem Bus und verabschiedeten uns von unserer Reisegesellschaft mit dem Wunsch, auch im nächsten Jahr wieder aufbrechen zu können. Diesen Wunsch hegen wir tatsächlich alle, denn wie bekannt hält reisen Hirn und Seele jung.

Gabi Bernard (Teilnehmerin)

Tag 1 Dom von Monreale
Tag 2 Markt in Palermo
Tag 3 Cous-Cous-Kochkurs
Tag 4 Tal der Tempel
Tag 5 Gruppenfoto Siracusa
Tag 6 Ragusa
Tag 7 Etna
Tag 7 Blick vom Etna über Sizilien
 

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