Behindertenübergreifende Akzente
1981 organisiert sie im Blindenzentrum einen Tag der offenen Tür für Menschen mit Behinderung. Es war ein großer Erfolg. Diese Kontaktaufnahme mit anderen Behinderten ermutigte auch diese, ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten, was damals keine Selbstverständlichkeit war.
Im selben Jahr gründete sie zusammen mit dem Kamillianer Pater Paul Haschek die Kamillianische Familie, eine Gemeinschaft von Blinden, Körperbehinderten und ihren Begleitern. Sie trifft sich bis heute regelmäßig und hat mit Prof. Hansjörg Rigger einen neuen geistlichen Assistenten gefunden.
1984 nimmt sie Kontakt auf zur Mission. Sie reist nach Thailand und besucht Blinde und Aussätzige. Sie berichtet auf einer Kassette anderen Blinden über diese beeindruckenden Erlebnisse. Aufgrund der überaus positiven Rückmeldungen entschließt sie sich zur Herausgabe des ersten
Hörbriefes für Blinde. Mittlerweile erreicht er 800 Hörer im In- und Ausland. Sie unternimmt weitere Reisen (1985 nach Kolumbien, 1993, 1997 und 2002 nach Thailand in die kamillianischen Missionsstationen) und startet zahlreiche Hilfsaktionen in Ex-Jugoslawien, Polen, Philippinen, Litauen, Ukraine.
Als konkretes Ergebnis für ihren Einsatz konnte sie in diesen Ländern zahlreiche
Entwicklungsprojekte fördern und an die 300 Patenschaften für Kinder von Behinderten, Leprakranken und Ureinwohnern bzw. staatenlosen Flüchtlingen und Drogenabhängige in Thailand, sowie für die Straßenkinder von Manila auf den Philippinen vermitteln. Ebenfalls besorgte sie seit Jahren die finanziellen Hilfsmittel und Beiträge von Seiten der öffentlichen Hand für ihre Projekte.
Mariedl unternahm stellvertretend für die Paten der anvertrauten
Patenkinder Reisen, um mit diesen den Kontakt aufrecht zu erhalten, wobei sie jeweils all die Jahre die Reisekosten und die Spesen für die Apostolatsarbeit zum größten Teil aus eigenen Mitteln bezahlt hat.
Alle Beziehungen zu den internationalen Projekten waren ihr ein ganz großes Anliegen und nahmen sehr viel Zeit in Anspruch, sei es durch Telefongespräche oder durch persönliche Kontakte und Gespräche. Das Wichtigste und der Sinn für diese Projekte war für Mariedl die Aufrechterhaltung der persönlichen Kontakte zu diesen Menschen. Die finanzielle Unterstützung ist bis heute unbeschreiblich wichtig, damit die Brücken nicht abbrechen.
Ab 1991 Aktive Mitarbeit beim Kirchensender der Diözese Bozen-Brixen auch in Vertretung anderer Behindertengruppen. Dieser Aufgabe ging sie bis an ihr Lebensende nach.
1996 erhält sie die Verdienstmedaille des Landes Tirol
Maria Fischnaller Pircher war von Anfang an Mitglied des Österreichischen Blindenapostolats und war
von 1996 bis 1999 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Blindenvereinigungen im deutschen Sprachraum. Weiters war sie Delegierte für Südtirol bei der FIDACA (dem internationalen Dachverband der katholischen Blindenvereinigungen), die ihren Sitz in Paris hat.
Sie vertrat das Blindenapostolat Südtirol bzw. die Behinderten im katholischen “Forum” (Zusammenschluss aller katholischen und kirchlichen Verbände der Diözese Bozen-Brixen).
Sie war 9 Jahre lang im Vorstand der katholischen Frauenbewegung in Südtirol vertreten.
Seit dem "Jahr des Behinderten"
1981 organisierte sie jährlich Glaubensseminare, Reisen und Wallfahrten für das Blindenapostolat und die Kamillianische Familie überallhin. Auch war sie eine leidenschaftliche Modellierkünstlerin und organisierte in regelmäßigen Abständen internationale Töpferkurse für alle Interessierten.
Ihre Philosophie war es den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen; offen und positiv eingestellt sein, zuhören, spontan da sein für die Probleme anderer, immer im Vertrauen auf Gottes Hilfe.
2013 erhält sie die Diözesanmedaille der Diözese Bozen-Brixen, die Frauen in der Regel nur sehr selten erhalten. Dementsprechend hat sie diese sehr geschätzt.
2014 Am 10. Mai 2014 verstarb Maria Fischnaller Pircher plötzlich und unerwartet während eines Glaubensseminars in der Lichtenburg. Es sollte an diesem Tag eine große Jubiläumsfeier zum 400. Todestag des Heiligen Kamillus begangen werden, doch am Morgen erschien sie nicht, sie war über Nacht friedlich entschlafen.
Nun werden alle von ihr ins Leben gerufenen Initiativen vom Vorstand des Blindenapostolates Südtirol und einer Kerngruppe der Kamillianischen Familie weitergeführt.