Die ersten Schritte waren schwierig, aber mit viel Mühe und Ausdauer nutzte man vorerst die Gelegenheit der Blindenverbands-Versammlungen im Frühjahr und im Herbst, um Adressen von blinden und sehbehinderten Menschen einzuholen und mit ihnen in Kontakt zu treten.
Mariedl Fischnaller sagte einmal:
„
Es kommt auf die kleinen Schritte an, und dass man dabei nicht die Ausdauer und Treue verliert dem gegenüber, was man sich vorgenommen hat! Alleine wäre jemand freilich auf verlorenem Posten. So war es auch bei unserer Aufgabe.“
So gelang es, trotz aller Schwierigkeiten, einer kleinen Gruppe von blinden Menschen, sich am 12. November
1956 im Kapuzinersaal in Bozen zu versammeln. In Zusammenarbeit mit P. Leopold von Gumpenberg und einer Frauengruppe von Bozen wurde der
Grundstein des Blindenapostolates in Südtirol unter der Leitung von Mariedl Fischnaller gelegt. Es setzte sich vor allem die
religiöse und kulturelle Betreuung der deutschsprachigen Blinden und Sehbehinderten zum Ziel.
Durch selbst verfasste Rundbriefe konnten die Blinden und Sehbehinderten im ganzen Land benachrichtigt werden.
Wiederholt erfolgten Aufrufe, betroffene Personen zu melden, denn das Blindenapostolat war ständig bemüht, die persönlichen Anliegen und Bedürfnisse jedes Einzelnen wahrzunehmen und den Kontakt durch
Hausbesuche zu pflegen.
Immer wieder wurden Späterblindete oder auch junge Blinde motiviert, in Innsbruck oder in Padua eine Umschulung oder Berufsausbildung zu machen. Natürlich gab es dann auch harte Auseinandersetzungen um die Bereitstellung von entsprechenden Arbeitsplätzen.
Um die blinden Menschen in Bildung und Gemeinschaft zu fördern, organisierte das Blindenapostolat alljährlich eine
Ferien- und Bildungswoche, zuerst in Reinegg und dann in Nals. Außerdem wurden regelmäßig
Wallfahrten, die Teilnahme an nationalen und internationalen Kongressen und die inzwischen regelmäßigen
Monatstreffen in Bozen organisiert. Auch die
Zusammenarbeit mit internationalen Vereinigungen (Österreichisches Blindenapostolat, Arbeitsgemeinschaft kath. Blindenvereinigungen im deutschen Sprachraum, internationaler Dachverband FIDACA) wurde stets mit Konsequenz gepflegt.
Die Gruppe der interessierten Teilnehmer wurde immer größer und bestärkte die Organisatoren, sich für die Lösung ihrer dringendsten Anliegen einzusetzen. Vor allem ein Wunsch wurde immer brennender: in Südtirol eine geeignete Struktur, ein Heim für alleinstehende Betroffene und ein Zentrum der Begegnung zu errichten.
Die Blindenseelsorger Kaplan Josef Moroder und später Kaplan August Prugger waren nicht nur als religiöser und geistlicher Beistand den Betroffenen eine äußerst wertvolle Stütze, sondern sie setzten sich auch tatkräftig für die Verwirklichung der so ersehnten Einrichtung für Blinde und Sehbehinderte ein.
Nach der Stiftung eines Grundstückes in Gries durch Prälat Georg von Hepperger sowie nach der Vorarbeit des blinden P. Georg Eccli, gelang, dank der Unterstützung vieler Selbstbetroffener, lokaler Wohltätigkeitsvereine und Freunde aus dem In- und Ausland, in den Jahren
1976 bis 1979 die
Errichtung des Blindenzentrum St. Raphael.